Wertvolle Daten – Die digitale Wertschöpfung im Blick

Die Digitalisierung verändert alle Lebens- und Arbeitsbereiche – neue Technologien entstehen und digitale Kompetenzen verändern klassische Berufsbilder. Vor allem das systematische Sammeln, Analysieren, Aufbereiten und Monetarisieren von Daten birgt das Potenzial für optimierte Abläufe, zusätzliche Services, neue Geschäftsmodelle und wiederkehrende Wertschöpfung. Wissenschaftler*innen des Fraunhofer IMW haben in den vergangenen Jahren das Potenzial datenbasierter Wertschöpfung, vor allem für mittelständische Unternehmen in Sachsen untersucht. Sie begleiteten außerdem mehrere Digitalisierungsvorhaben in der Gesundheitsbranche und rückten in ihren Analysen unter anderem den verantwortungsvollen Umgang mit personenbezogenen, also sensiblen Daten in den Mittelpunkt.

Data Mining und Wertschöpfung im Überblick

Das von der Europäischen Union und dem Freistaat Sachsen geförderte Verbundprojekt des Fraunhofer IMW und der Universität Leipzig, »Data Mining und Wertschöpfung«, das im April 2018 startete, ist erfolgreich abgeschlossen worden. Die Leipziger Wissenschaftler*innen haben in rund 200 Anwendungsfällen von Unternehmen, durch Studien und Workshops das Potenzial datenbasierter Wertschöpfung für Unternehmen, insbesondere für den sächsischen Mittelstand, untersucht und in Pilotprojekten Tools und Lösungen für datenbasierte Services und Geschäftsmodelle entwickelt.

Am 27. April 2022 fand das Projekt mit dem »Tag der digitalen Wertschöpfung« seinen Abschluss. Prof. Dr. Eva Inés Obergfell, Rektorin der Universität Leipzig, Sebastian Gemkow, Sächsischer Staatsminister für Wissenschaft, Kultur und Tourismus und Prof. Dr. Thorsten Posselt,
geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer IMW, luden in ihren Grußworten dazu ein, auf vier Jahre Projektarbeit zurückzublicken.

Tag der digitalen Wertschöpfung

 

Prof. Dr. Eva Inés Obergfell

»Das Projekt zeigt: Gute Publikationen und impactgetriebene Forschung widersprechen sich keineswegs«

 

Sebastian Gemkow

»Das Wachstum des Datenschatzes wird in den kommenden Jahren und Jahrzehnten noch immens anwachsen«

 

Prof. Dr. Thorsten Posselt

»In der Informatik ist gerade sehr viel Potenzial zu heben«

 

Daten als zukünftiger Wettbewerbsfaktor

 

Pilotprojekte mit Unternehmen am Beispiel nextbike – Datenwertschöpfungsstrategien im Bikesharing

Ausblick 2030 – Daten und Wertschöpfung

Prof. Dr. Heiko Gebauer, Projektleitung Data Mining und Wertschöpfung und Prof. Dr. Gerik Scheuermann der Universität Leipzig gaben am Tag der digitalen Wertschöpfung einen Ausblick zum Thema Daten und Wertschöpfung. Dabei gingen sie auf die Lessons Learned des Projekts ein: 

  • Unternehmen müssen ihre Daten identifizieren. Informationen und das Wissen der möglichen Einsatzfelder vorhandener Daten ist essenziell
  • Es besteht große Nachfrage nach Datenanalysen, jedoch fehlen die Kompetenzen
  • Wissenschaftlicher Transfer muss bedarfsorientiert erfolgen! Die Industrie definiert die Probleme. Das erhöht die Akzeptanz und Geschwindigkeit der Innovation deutlich.
  • Der Wissenstransfer in die Unternehmen muss ein zentraler Bestandteil der Projekttätigkeit sein

Aus den Lessons Learned leiteten sie Empfehlungen ab:

  • Entwicklung von Algorithmen zum Data Profiling von heterogenen Daten, um eine Verbindung der Daten zu einer Wissensbasis des Unternehmens zu schaffen
  • Entwicklung einer Daten- und Analyseplattform für Shared Tasks und Shared Data, um für Unternehmen Möglichkeiten des Datenaustauschs und der Datenintegration bereitzustellen
  • Bildung eines Think Tanks aus verschiedenen Fachbereichen, um Anfragen aus Unternehmen ganzheitlich zu bearbeiten und auch eine umfassende Reflexion zu Monetarisierungs-möglichkeiten und zur technischen Machbarkeit zu ermöglichen
  • Schaffung von Instrumenten zum Wissenstransfer, um Unternehmen auf Basis von Daten zu resilienteren Geschäftsmodellen zu befähigen

»DataLab WestSax« – Wissenstransfer für sächsische Unternehmen zur datenbasierten Wertschöpfung

Häufig fehlen kleinen und mittelständischen Unternehmen konkrete Nutzungsideen oder einfache, transparente Prozesse, um ihre firmenintern anfallenden Daten zu analysieren und ihre Wertschöpfungsprozesse anzupassen. Das Projekt »DataLab WestSax« bietet mittelständischen Unternehmen, vorrangig in Westsachsen, einen geschützten, kostenneutralen Raum zum Experimentieren mit datenbasierten Geschäftsmodellen oder neuen Wertschöpfungsformen.

Im Rahmen sogenannter Realexperimente können sie zum Beispiel überbetrieblichen Datenaustausch, den Verkauf datenbasierter Expertise oder die datengestützte Kollaboration auf digitalen Plattformen ausprobieren. Die beteiligten Wissenschaftler*innen bündeln das entstehende Wissen in einem Think Tank und identifizieren im Laufe des Projekts systematisch Datennutzungsbedarfe, als Realitätscheck für weitere Entwicklungen der datenbasierten Wertschöpfung in Westsachsen. Neben den Realexperimenten ist das so genannte Digitale
Labor wesentliche Säule des Projekts.

[...]

Das Projektteam führt für Unternehmen u. a. eine Potenzialanalyse durch, die durch die Förderung des Projekts im Rahmen der Simul+- Initiative kostenfrei ist. Die Wissenschaftler*innen untersuchen die gesamte Geschäftsprozesskette auf mögliche Ansatzpunkte für Verbesserungsmaßnahmen.

Forschungsgruppe entwickelt Lösungen für den digitalen Wandel der Gesundheitsbranche

Das Forschungsteam hat in den vergangenen Jahren bereits mehrere Digitalisierungsprojekte in der Gesundheitsbranche begleitet.

Gesundheit und Digitalisierung sind Megatrends unserer Zeit. Die Digitalisierung ermöglicht im Idealfall eine patientenzentrierte Versorgung, erleichtert Mitarbeitenden in medizinischen Versorgungseinrichtungen ihre Arbeit und wird von Patient*innen häufig aktiv eingefordert. Damit der digitale Wandel in der Gesundheitsbranche gelingt, spielen Fragen zum Zusammenspiel verschiedener technischer Systeme, die Verständlichkeit, aber auch die Verarbeitung von sensiblen Daten und die Verantwortung über das Wohlergehen der Patient*innen eine zentrale Rolle. Die Einführung neuer Technologien bedarf einer besonderen Sorgfalt.

Die Wissenschaftler*innen der im Jahr 2022 in »Digital Health« umbenannten Forschungsgruppe (ehemals: Preis- und Dienstleistungsmanagement) unterstützen Unternehmen, medizinische Leistungserbringer und Forschungseinrichtungen zum Beispiel durch die Analyse der Bedienfreundlichkeit und Nutzerakzeptanz von Digital Health-Anwendungen. Sie begleiten bei der digitalen Transformation und Resilienz von Geschäftsmodellen und -prozessen. Außerdem entwickeln sie individuelle Maßnahmenpläne für zielgerichtete Digitalisierungsvorhaben in der Gesundheitsbranche. Wirtschaftlichkeitsanalysen und gesundheitsökonomische Studien, aber auch Marktzugangsstrategien auf der Basis von Markt- und Wettbewerbsanalysen runden das Profil ab.

Virtueller Assistent ermöglicht datensouveräne Patienteneinwilligung

Die Leipziger Wissenschaftler*innen planen, für eine marktfähige Nutzung der Software, ein Geschäftsmodell zu entwickeln.

Personenbezogene Gesundheitsdaten können die Entwicklung neuer Therapiemethoden oder Arzneimittel vorantreiben oder in der Gesundheitsversorgung Prozesse optimieren. Die Verarbeitung dieser Daten erfordert jedoch zunächst die Einwilligung der Patient*innen. Schon jetzt leisten Patient*innen bei einer stationären Aufnahme durchschnittlich zwischen acht und zehn Unterschriften. Dabei bleibt offen, ob diese Einwilligungen die Betroffenen tatsächlich dazu befähigen, selbstbestimmt zu entscheiden, welche Daten sie für welchen Zweck zur Verfügung stellen wollen.

Ein interdisziplinäres Team aus Mediendidaktiker*innen, Ethiker*innen, Psycholog*innen, Wirtschaftswissenschaftler*innen und Informatiker*innen geht im Verbundprojekt ViCon »informierten Einwilligungen« auf den Grund – und entwickelt nun einen virtuellen Assistenten zur Datenfreigabe weiter.

Datenkompetenz durch virtuellen Assistenten

Die Forschenden wollen herausfinden, wie verständlich gängige Informations- und Einwilligungsmethoden im klinischen Alltag sind. Außerdem prüften sie, welche Einwilligungsoptionen – ethisch und rechtlich vertretbar – tatsächlich Vertrauen schaffen. Sie gingen der Frage nach, welche Herangehensweise die Informiertheit und Entscheidungsfreiheit von Patient*innen stärkt, aber auch die Freigabe forschungsrelevanter Daten begünstigt. Ihre Erkenntnisse flossen in die Entwicklung und Programmierung eines virtuellen, plattformunabhängigen Assistenten ein.

[...]