Gruppe Innovationspolitik und Transferdesign

Perspektiven der deutsch-israelischen Zusammenarbeit

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Israel und Deutschland verbindet eine lange und enge Zusammenarbeit in den Bereichen Forschung und Innovation. Beide Länder ergänzen sich in ihren Forschungs- und Innovationsaktivitäten. Anlässlich eines Fachgespräches des Bundesministeriums für Bildung und Forschung BMBF stellte ein Forschungsteam des Fraunhofer IMW Zwischenergebnisse des Forschungsprojekts IntTransNet vor, das Ansätze zur Weiterentwicklung innovationspolitischer Ansätze zur Förderung internationaler, angewandter Forschungs- und Entwicklungskooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft erarbeitet.

Israel gilt als exzellenter, dynamischer Wissenschafts- und Innovationsstandort. Mit knapp fünf Prozent am Bruttoinlandsprodukt hat Israel die höchste Forschungs- und Entwicklungs (FuE)-Intensität weltweit. Das israelische Wissenschaftssystem hat bereits zahlreiche Nobelpreisträgerinnen und Nobelpreisträger hervorgebracht. Daneben stehen die mehr als 6.000 Start-ups und eine hohe Dichte von FuE-Zentren multinationaler Unternehmen stellvertretend für die Dynamik und Leistungsfähigkeit des Innovationssystems.

 

»Deutschland und Israel ergänzen sich komplementär in ihren Forschungs- und Innovationskompetenzen. Das bietet Potential für strategische Kooperationen. In unserem Forschungsprojekt IntTransNet beleiten wir den Transfer zwischen Forschungsinstituten und Unternehmen aus Israel und Deutschland, die in angewandten FuE-Projekten nach dem sogenannten »2+2-Modell kooperieren«. Wir begleiten und unterstützen mehrere »Tandems« in der Entwicklung von Innovationsstrategien, sodass die deutsch-israelischen Forschungserkenntnisse in international tragfähige Produkte und Dienstleistungen übertragen werden können.«, erklärte Manuel Molina Vogelsang, Projektleiter am Fraunhofer IMW und Forscher der Gruppe Innovationspolitik und Transferdesign. Am 15. Juni 2020 stellten er und sein Projektteam Zwischenergebnisse aus der Begleitung der deutsch-israelischen 2+2 Projekte bei dem Fachgespräch »Perspektiven der deutsch-israelische Forschungs- und Innovationszusammenarbeit« des Bundesministeriums für Bildung und Forschung vor.

Forschung und Innovation in der Start-Up Nation

Während Deutschlands für seine ausgeprägte Ingenieurs- und Qualitätskultur weltweit bekannt ist, überzeugt Israel durch eine kreative, experimentierfreudige Innovationskultur. Israel setzt innovationspolitisch auf Innovationen, insbesondere durch eine aktive und frühzeitige Einbindung der Wirtschaft in die Verwertung wissenschaftlicher Erkenntnisse – sowohl regional und national, als auch bei internationalen Kooperationen. Eine entscheidende Rolle spielen Start-ups und multinationale Konzerne in Hochtechnologiesektoren. Unternehmen aus über 60 Ländern suchen in Israel nach Innovationsquellen, Talenten und entwickeln Netzwerke. Hierzu betrieben multinationale Konzerne aus den USA (ca. 80% der FuE-Zentren), Deutschland, Frankreich und Kanada betreiben oft große FuE-Zentren in Israel.

Für die israelische Innovationspolitik birgt diese Entwicklung eine zentrale Herausforderung: Eine zu starke Konzentration auf FuE-Aktivitäten in multinationaler Hand und ausländischer Investoren kann die Entwicklung und wissensbasierte Wertschöpfung im eigenen Land hemmen. Das Leipziger Forschungsteam des Fraunhofer IMW evaluiert deshalb die Chancen und Risiken, die damit einhergehen, um eine erfolgreiche, deutsch-israelische Zusammenarbeit in den Verbundprojekten zu ermöglichen.

Neben mehreren Workshops mit den israelischen Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft, führt das Forschungsteam derzeit Interviews, Fokusgruppen und Analysen durch. Das Projekt soll die innovationspolitischen Stellschrauben der deutsch-israelischen Forschungs- und Innovationszusammenarbeit optimieren und zudem Handlungsempfehlungen für internationale Kooperationen ableiten. Die Forscherinnen und Forscher entwickeln noch bis September 2021 Methoden und Instrumente, die mittelständische Unternehmen und Forschungseinrichtungen dabei unterstützen, langfristig internationale Forschungskooperationen aufzubauen und Erkenntnisse aus der Wissenschaft nachhaltig international zu verwerten.