Fraunhofer IMW

Forschungsprojekt »ALTERFOR« zu alternativer Waldbewirtschaftung endet mit digitaler Abschlusskonferenz

News | Leipzig /

Viereinhalb Jahre lang untersuchten Forschende im Verbundprojekt »Alternative models and robust decision-making for future forest management* (ALTERFOR)« verschiedene Ansätze alternativer Forstwirtschaft. Mitarbeitende des Fraunhofer IMW sorgten dabei für einen systematischen Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Praxis.

Teilnehmende am Travellab im slowakischen Zvolen, das 2016 stattfand.

Mit einer digitalen Abschlusskonferenz ist das Verbundprojekt »ALTERFOR« am 10. und 11. September zu Ende gegangen. 20 Partner aus neun europäischen Ländern untersuchten im Forschungsprojekt über eine Laufzeit von viereinhalb Jahren alternative Formen der Waldbewirtschaftung. Dazu wurden in zehn regionalen Waldgebieten unterschiedliche forstwirtschaftliche Managementverfahren angewendet und analysiert.

Anstelle einer Exkursion hatten die Teilnehmenden während der Konferenz Gelegenheit, an einer virtuellen Tour durch eins dieser Waldgebiete teilzunehmen. In verschiedenen Vorträgen fassten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zudem wesentliche Erkenntnisse aus dem Projekt zusammen – sowohl zu Aspekten der Forstwirtschaft und deren politischen Rahmenbedingungen als auch im Hinblick auf Methoden des Wissenstransfers, die im Projekt zum Einsatz kamen.

Federführend beteiligt an der Gestaltung des Wissenstransfers in »ALTERFOR« waren Annamaria Riemer, Leiterin der Gruppe Professionalisierung von Wissenstransferprozessen am Fraunhofer IMW, und Inga Döbel, bis 30. Juni stellvertretende Gruppenleiterin. Als Herausforderung erwies sich insbesondere die Heterogenität der Anspruchsgruppen. Ein wichtiger Ansatz in »ALTERFOR« war es daher, direkte Kommunikationskanäle für den Austausch zwischen Wissenschaft und forstwirtschaftlicher Praxis zu organisieren.

Travellabs: beim Reisen lernen

»Damit ein Projekt wie ›ALTERFOR‹ eine Wirkung entfalten kann und Ergebnisse produziert, die in der Praxis tatsächliche Mehrwerte bieten, ist es sehr wichtig, von Anfang an für direkte Gespräche zwischen den Forschenden einerseits und den Besitzerinnen und Besitzern der Waldgebiete andererseits zu sorgen. Das haben wir in ›ALTERFOR‹ mit dem Ansatz ›Travellab‹ systematisch verfolgt«, sagte Riemer.

Insgesamt vier Mal besuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im »Travellab« jeweils eins der zehn untersuchten Waldgebiete und erhielten dort einen umfangreichen Einblick in den Kontext der lokalen Studie. Bei der sich anschließenden Besichtigung des Waldes diskutierten die Forschenden gemeinsam mit den ansässigen Praxisakteuren über Zustand, Entwicklung und Herausforderungen bei der Bewirtschaftung des Waldgebiets.

Als einen »sehr fruchtbaren Ansatz zum Lernen« beschrieb der wissenschaftliche Koordinator des Projekts, Vilis Brukas von der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften, die Durchführung der »Travellabs«. Auch Zuzana Sarvasova vom National Forest Centre – Forest Research Institute Zvolen zeigte sich von der Fraunhofer-Methode des gemeinsamen Reisens und Lernens überzeugt: »Das Projekt ALTERFOR nutzt Travellabs als ein Instrument, um eine Plattform für den Wissensaustausch zwischen Wissenschaft und Praxis zu bieten. Förster und andere Interessenvertreter haben während der Veranstaltung in der Slowakei offen ihre Meinung zu den aktuellen Herausforderungen in der Forstwirtschaft geäußert. Die ALTERFOR-Forschungspartner konnten mit professioneller Beratung dabei helfen, ihre Erwartungen zu erfüllen.«, sagte Sarvasova im Anschluss an das erste Travellab im slowakischen Zvolen.

Interner Austausch durch Evaluierung

Neben dem Transfer von Wissen und Erkenntnissen in die Praxis sorgte das Forschungsteam um Frau Riemer durch systematische Evaluierungen auch innerhalb des Verbundprojekts für einen regelmäßigen Austausch. »Unsere Erfahrungen am Fraunhofer IMW zeigen sehr deutlich, dass strategisch geplanter Wissenstransfer zwischen den beteiligten Partnern und externen Stakeholdern in Verbundprojekten von großem Vorteil ist«, unterstrich Riemer. So habe die Evaluationsmethode in »ALTERFOR« dazu geführt, dass die Forschenden ihre Ziele präzise verfolgen konnten und stets über die jeweiligen Forschungsstände unterrichtet waren. Die nachträgliche Analyse und Bewertung von Prozessen habe zudem ein effizientes Fehlermanagement ermöglicht.

Mit einer letzten Evaluierung endete dann auch die Abschlusskonferenz: Unter dem Titel »Wie ist es uns ergangen? Selbstevaluierung von ALTERFOR« reflektierten die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den Projektverlauf, die Zusammenarbeit und die Ergebnisse. Diese müssten auf verschiedenen Ebenen betrachtet werden. »Auf der einen Seite haben wir die greifbaren Ergebnisse: Das sind Simulationen, wissenschaftliche Aufsätze, die regionalen Fallstudien und die Travellabs. Genauso wichtig sind jedoch weniger greifbare Effekte, wie die Steigerung des Wissens um alternative Ansätze der Forstwirtschaft unter den Praxisakteuren. Erst wenn diese Komponenten ineinandergreifen, werden langfristige Veränderungen im Sinne einer nachhaltigen Bewirtschaftung auch in größerem Maßstab möglich«, resümierte Riemer.

*Alternative Waldbaukonzepte und tragfähige Entscheidungsunterstützung für die Waldbewirtschaftung der Zukunft

 

Förderung

Dieses Projekt wurde durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der Europäischen Union im Rahmen der Zuschussvereinbarung Nr. 676754 finanziert.

This project has received funding from the European Union’s Horizon 2020 research and innovation programme under grant agreement No 676754.