»crowdFANding – Südkurve bleibt!«

Klaus-Martin Meyer: Herr Dr. Bürger, Sie sind Leiter der Gruppe Innovationsfinanzierung beim Fraunhofer Zentrum in Leipzig. Könnten Sie sich und Ihr Arbeitsgebiet bitte kurz vorstellen?

Dr. Robin Bürger: Als gelernter Bankkaufmann habe ich nach dem Wirtschaftsstudium und der Promotion im Bereich Entrepreneurial Finance, 2010 am Fraunhofer Zentrum für Internationales Management und Wissensökonomie in Leipzig als Projektleiter im Bereich Innovationsfinanzierung begonnen. Seit 2015 leite ich die gleichnamige Gruppe mit inhaltlichem Fokus auf wissenschaftlich-fundierte Projekte im Bereich Crowdfunding, Crowdbusiness und Investment Readiness.
 

Klaus-Martin Meyer: Aktuell begleiten Sie als wissenschaftlicher Partner das Projekt »crowdFANding – SÜDKURVE BLEIBT!«. Was hat es damit auf sich und wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Dr. Robin Bürger: Als Vereinsmitglied des FC Carl Zeiss bin ich mit der Debatte um den Stadionneubau in Jena vertraut. Mit Bekanntwerden der Pläne die aktiven Fans von ihrer »Fußballheimat« Südkurve in die gegenüberliegende Nordkurve umzusiedeln, habe ich das Potenzial erkannt »crowdFANding – SÜDKURVE BLEIBT!« mit wissenschaftlichen Anspruch unterstützen zu können. Nun gilt es eine große Anzahl von Supportern in Kombination mit medialer Sichtbarkeit und Geld für eventuell anfallende Mehrkosten für den Verbleib der Jenaer Südkurve zu mobilisieren.
 

Klaus-Martin Meyer: crowdFANding wird technisch zusammen mit der Expertise von Herrn Dr. Willfort aus Graz umgesetzt. Wie kam es zu der Zusammenarbeit? War eine lokale Kooperation nicht »näherliegend«, wo doch auch in Leipzig und Dresden bekannte Crowdfunding-Plattformen in der direkten Nachbarschaft agieren?

Dr. Robin Bürger: Aufbauend auf gute Erfahrungen aus gemeinsamen EU-Projektinitiativen, haben wir Herrn Dr. Willfort ebenso zur Angebotsabgabe aufgefordert, wie lokal agierende Crowdfunding-Plattformen. Mit Blick auf den individuellen Zuschnitt, das Preis-Leistungsverhältnis und vor allem das internationale Umsetzungskonzept – crowdFANding.net ist beispielsweise in 16 Sprachen verfügbar – haben wir uns für das Innovation Service Network als technischen Partner entschieden.
 

Klaus-Martin Meyer: 2007 kaufte im UK die Community myfootballclub.co.uk einen Fußballverein. 2014 ermöglichte eine internationale Crowd den Aufstieg des SC Eibar in die erste spanische Division. Im gleichen Jahr retteten Osnabrücker Fußballfans im Rahmen eines Crowdfundings die Lizenz für die dritte Liga. Ähnliche Finanzierungen laufen derzeit in Finnland und Schottland. Auf der anderen Seite tun sich Crowdfinanzierungen für Softwarefirmen aus dem Fußballbusiness auf equity based Crowdfunding-Plattformen recht schwer. Diverse Finanzierungen in Deutschland und im UK erreichten ihr Ziel nicht und scheiterten. Ist der wesentliche Erfolgsfaktor die bereits etablierte Fanbase der Fußballvereine. Und was muss ggf. darüber hinaus geboten werden?

Dr. Robin Bürger: Damit sprechen Sie wichtige Kernfragen zur wissenschaftlichen Begleitung von »crowdFANding – SÜDKURVE BLEIBT!« an. In den letzten Monaten haben wir mit 70 Botschaftern aus der aktiven Fanszene, durch Workshops, Präsentationen und Pretests, die Basis für die nun startenden Aktionen in der deutschen und internationalen Fußball-Community gelegt. Der erste – nach außen sichtbare – Support wie zum Beispiel vom Bündnis Südtribüne Dortmund, der Band HEAVEN SHALL BURN oder Businesswetten ist bemerkenswert. Wir werden die Erfolgsfaktoren – ergänzt um Primärdaten aus dem zweisprachigen Onlinefragebogen – nach Projektabschluss auf Fachveranstaltungen veröffentlichen.
 

Klaus-Martin Meyer: Werden erfolgreiche »crowdFANdings« das Thema im Fußball weiter anheizen oder wird die Finanzierungsform eher den unangenehmen Ausnahmesituationen vorbehalten bleiben, wenn es z.B. um die Rettung der Vereine geht. Gibt es ggf. Anfragen für weitere Projekte aus dem Fußballbereich?

Dr. Robin Bürger: Ja, es gibt bereits konkrete Anfragen für crowdFANding II. Um es deutlich zu sagen, es ist unser erklärtes Ziel, dass engagierte Fans anderer Vereine, unabhängig von Sportarten und Nationalitäten dieses – in den letzten acht Monaten – entwickelte Werkzeug für sich nutzen. Es zeigt sich, dass es tragfähig ist, um Fanprojekten eine Stimme zu verleihen und diese in die Lage versetzt sie finanziell umzusetzen. Der beachtliche Kampagnenstart mit 36.000€ und 3.000 Facebook-Likes binnen drei Tagen, übersteigt die Erwartungen. Das zeugt von der Solidarität unter Fans, getreu dem Motto »Getrennt in den Farben, vereint in der Sache!«.