Interview mit Dr. Friedrich Dornbusch

»Wissensaustausch ist eines der wichtigsten Elemente erfolgreicher Innovationsprozesse.«

Interview mit Dr. Friedrich Dornbusch

© Fraunhofer IMW
Das Team der Gruppe Innovationspolitik und Transferdesign

Seit 2017 ist Dr. Friedrich Dornbusch Gruppenleiter der Gruppe Innovationspolitik und Transferdesign. In unserem Interview stellt er die Arbeitsschwerpunkte seiner Gruppe vor, berichtet über aktuelle Forschungsprojekte und verrät, was wissenschaftliche Arbeit und Thaiboxen gemeinsam haben.

Lieber Herr Dr. Dornbusch, seit Beginn dieses Jahres sind Sie Gruppenleiter der neu gegründeten Gruppe »Innovationspolitik und Transferdesign«. Was sind die Arbeitsschwerpunkte Ihrer Gruppe und wie tragen Sie damit zum wissensökonomischen Profil des Fraunhofer IMW bei?

Im Kern geht es bei uns darum, Transferprozesse und -strukturen zu analysieren und zu deren Verbesserung beizutragen. Ein funktionierender, Organisationsgrenzen übergreifender Wissensaustausch ist eines der wichtigsten Elemente erfolgreicher Innovationsprozesse. So sind beispielsweise Unternehmen auf die Zusammenarbeit mit öffentlichen Forschungseinrichtungen – wie der Fraunhofer-Gesellschaft – angewiesen. Ideen und Ansätze zu entwickeln, wie dieser Zugang systematisch erleichtert werden kann, betrachten wir als unsere Aufgabe. Wir beschäftigen uns mit Fragen wie: Wie kann der Transfer von Wissen und Technologien organisiert werden? Wie wird Wissen von einem Akteur zum anderen übertragen? Welche Instrumente und organisatorischen Strukturen sind geeignet, um diesen Transfer zu unterstützen? Dabei nehmen wir oft eine politische Perspektive ein, bewerten und begleiten innovations- und wissenschaftspolitische Förderinstrumente. Erkenntnisse unserer Forschung lassen wir in die Weiterentwicklung von Innovations- und Wissenschaftspolitik einfließen. Damit entspricht unser Arbeitsbereich der strategischen Ausrichtung unserer Abteilung. Außerdem besteht unsere Gruppe zum Teil aus Kolleginnen und Kollegen, die seit langem am Institut sind. Sie bringen ihr Wissen und ihre erfolgreichen Projekte in die Gruppe ein. In vielen Projekten kooperieren wir darüber hinaus gruppenübergreifend, zum Beispiel mit Annamaria Riemer, Lutz Maicher und Tobias Dauth und ihren jeweiligen Teams.

In Ihrer bisherigen Forschung haben Sie sich umfassend mit der Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und Unternehmen und deren quantitativer Messbarkeit befasst. Was sind die größten Potenziale solcher Kooperationen – und was die größten Herausforderungen?

Innovationen aus der Wissenschaft sind häufig marktferner – aber wenn sie sich durchsetzen, sind sie radikaler und einflussreicher als die unternehmenseigener F&E-Abteilungen. Vor allem mittelständische Unternehmen können von der Wissenschaft als Ideengeber profitieren. Für erfolgreiche Kooperationen sind zwei Aspekte entscheidend: Die fachliche Komplementarität und Kompetenz ist eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung. Die beteiligten Akteure müssen eine gemeinsame Sprache sprechen – und es muss auf persönlicher Ebene harmonieren.

Welche wissenschaftlichen Methoden wenden Sie in Ihrer Forschung bevorzugt an?

Wir bedienen uns dem Repertoire der klassischen qualitativen und quantitativen Methoden und versuchen gleichzeitig, diese weiterzuentwickeln. IT-gestützte Systeme können uns künftig helfen, große Datenmengen zu händeln und zu strukturieren. Am Ende kommt es darauf an, die richtigen Fragen zu stellen und sie mit innovativen Methoden zu beantworten.

Auf dem Research Day im Januar belegte das Poster zu dem Forschungsprojekt Ihrer Gruppe »InnoTransMitt – Fraunhofer-Transferleitsystem: Forschung und Entwicklung im Mittelstand fördern« den ersten Platz in der institutsinternen Abstimmung. Was sind die nächsten Schritte in diesem Projekt und welche weiteren Forschungsvorhaben bewegen Sie mit Ihrer Gruppe in diesem Jahr am meisten?

Bei »InnoTransMitt« sind wir in die empirische Feldphase eingestiegen und haben eine Interviewserie mit Mitarbeitenden der Münchner Fraunhofer-Zentrale durchgeführt. Als nächstes werden wir Institute und Unternehmen kontaktieren und deren Anforderungen an ein Transferleitsystem abfragen. Im Projekt »IntTransNet«evaluieren und optimieren wir die 2+2-Programme des Bundministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und in »IFI-Leben« entwickeln wir Formate, die Innovationen bereits in einem frühen Entwicklungsstadium auf ihre Verwertbarkeit überprüfen.

In Ihrer Freizeit betreiben Sie Thaiboxen. Schaffen Sie sich damit einen Ausgleich zur wissenschaftlichen Arbeit? Welche Parallelen sehen Sie gegebenenfalls zwischen Sport und angewandter Forschung?

Der Sport hält mich fit, fürs Trainieren auf Wettkampfniveau fehlt mir aber mittlerweile die Zeit. Im Thaiboxen sind die Mentalität und der Kopf wichtig: Die richtige Einstellung, Selbstbewusstsein, Disziplin und Ehrgeiz sind entscheidend – und man lernt, auch mal eine Niederlage einstecken zu können.